Was die virtuelle Zusammenarbeit sichtbar macht.
Seit längerem wird mir geschildert, dass Zusammenhalt und Commitment im Team abzunehmen scheinen. Die Kameras bleiben aus, die Beteiligung in virtuellen Meetings wird immer weniger. Fragen verhallen unbeantwortet. Die Teammitglieder arbeiten isoliert ihre Aufgaben ab, echte Zusammenarbeit findet aber nicht mehr statt.
Die Reaktion der Führungskräfte: mehr von allem, was sie ohnehin schon tun. Mehr Folien und Input in virtuellen Meetings. Mehr Telefonate mit jedem einzelnen Teammitglied. Noch mehr Fragen, die unbeantwortet bleiben. Dieses Mehr von allem führt zunehmend zu einer Frustration und Überlastung bei den Führungskräften, aber nicht zum gewünschten Zusammenhalt und Commitment im Team.
Wenn eine Führungskraft sich in dieser Dynamik befindet, dann lohnt es sich, innezuhalten und zu hinterfragen, was eigentlich im Team gerade los ist. Dann kann sie gezielt intervenieren. Worauf deuten die wahrnehmbaren Verhaltensweisen im Team hin? Was wird hier gerade sichtbar oder spürbar? Wenn die Führungskraft diesen Fragen einmal genauer nachgeht, dann wird deutlich, was es braucht, um im Team etwas zu verändern.
In der geschilderten Situation ist das eben nicht mehr bilaterale Führung, sondern mehr Beziehung im Team. Die oben genanntenVerhaltensweisen lassen vermuten, dass das Team sich in der Forming-Phase* befindet und die Verantwortung für die Situation sehr stark an die Führungskraft abgegeben hat. Um diese Situation zu verändern, ist Beziehungsarbeit gefragt – auch im virtuellen Bereich. Es gilt, Verantwortung und Spielregeln im Team zu thematisieren und dafür zu sorgen, dass die Mitarbeiter*innen wieder Owner ihrer Themen und Probleme werden und diese eigenständig und im Austausch mit den Teamkolleg*innen lösen.
* Phasenmodell nach Bruce Tuckman, zum Beispiel in Eberhard Stahl: Dynamik in Gruppen, Handbuch der Gruppenleitung. Beltz; 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Edition, Basel 2017
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