#Transformation – Teil 11
In meinem letzten Artikel der Reihe "#Transformation" (>>Artikel hier lesen<<) habe ich beschrieben, dass es wichtig ist, mehr als Zahlen, Daten und Fakten ins Feld zu führen, um Menschen für eine Transformation zu begeistern. Es ist notwendig, das eigene Unternehmen vor dem Hintergrund der technologischen Entwicklungen neu zu denken. Dabei gilt es, nicht nur aus der Effizienz-Perspektive auf die Organisation zu schauen und nach Einsparpotenzialen zu suchen. Auch die Frage, wo Technologie Freiräume für Entwicklung schafft, sollte beleuchtet werden.
Möglichkeiten der Technologie neu denken
Was, wenn die Technologie es zum Beispiel ermöglicht, sich Zeit für Lernen und persönliche Entwicklung zu nehmen, weil sie MitarbeiterInnen entlastet anstatt sie zu ersetzen? Was, wenn die Daten, welche die Technologie generieren kann, nicht dazu genutzt werden, Menschen zu kontrollieren, sondern um ihnen ein optimal gestaltetes Arbeitsumfeld zu bieten? Was, wenn Technologie Menschen nicht verdrängt, sondern dabei hilft, sie wachsen zu lassen?
Technologische Tools sind neutral, sie sind weder gut noch böse. Das gilt von einfachen Tracking-Verfahren bis hin zu komplexen K.I.-Lösungen. Die zentrale Frage ist, mit welcher Haltung und mit welchem Ziel wir diese nutzen. Aktuell werden die meisten technologischen Lösungen eben noch vor dem Hintergrund von Effizienz und Kontrolle gedacht – klassische Management-Tugenden. Damit entfalten Technologien für viele Menschen in Unternehmen eine negative Wirkung. Es entstehen Druck und existenzielle Sorgen um die eigene Zukunft im Unternehmen oder sogar in der Arbeitswelt. Das Narrativ eines Wettstreits zwischen Mensch und Maschine, den die Menschen in vielen Bereichen über kurz oder lang verlieren werden, wird eng mit der Digitalisierung verknüpft. Dieses Narrativ ist aus meiner Sicht ein zentraler Grund dafür, warum das Thema Digitalisierung auf so viel Widerstand stößt und sich viele Menschen, auch Unternehmenslenker, mit Händen und Füßen dagegen wehren.
Was es braucht? Ein neues Narrativ!
Aber woher sollte dieses Narrativ kommen? Welchen Sinn, wenn nicht Effizienz und damit Kostenersparnisse, kann die Digitalisierung denn noch haben? Stellen wir uns einmal vor, Unternehmen kennen den Arbeitsrhythmus ihrer MitarbeiterInnen und akzeptieren die Schwankungen, die jeder im Verlaufe eines Tages hat, als etwas Natürliches – nicht als Schwäche. Dann können technische Lösungen dabei unterstützen, die Arbeitspakete entsprechend der Leistungsfähigkeit der MitarbeiterInnen zu steuern. Anforderungen und Leistungsfähigkeit können viel optimaler aufeinander abgestimmt werden. MitarbeiterInnen werden viel öfter im Flow sein und ihre Arbeit als viel positiver erleben, als sie es aktuell tun. Diese Idee ließe sich noch weiterdenken: Lernsysteme, die eine optimale und bedarfsgerechte Personalentwicklung sicherstellen und auf individuelle Lernweisen eingehen, Arbeitsplätze und Innovationsräume, die optimal auf die Bedürfnisse der dort agierenden Personen ausgelegt werden können, zeitnah und flexibel. Maschinen, die die MitarbeiterInnen bei bestimmten Tätigkeiten entlasten, so dass Lernen, Entwicklung und Innovation zeitlich überhaupt wieder möglich wird. All diese Aspekte sind wichtige Beiträge zur nachhaltigen Bindung der MitarbeiterInnen in einem Unternehmen. Darüber hinaus entsteht dem Unternehmen durch solch einen Ansatz ein großer Vorteil. MitarbeiterInnen können ihre Energie und ihre Schaffenskraft stärker bei Aufgaben einbringen, die Maschinen nicht übernehmen können und die unmittelbar auf die Weiterentwicklung des gesamten Unternehmens einzahlen. Ist das nicht ein wünschenswertes Szenario vor dem Hintergrund knapper werdender fachlich geeigneter Personal-Ressourcen?
Der Gläserne Mitarbeiter: Utopie oder Dystopie?
Aber! Dazu müsste das System die MitarbeiterInnen kennenlernen dürfen, ohne dass diese Angst haben, dass ihnen ein Nachteil entsteht. Die Transparenz, die hier entstünde, dürfte nicht dazu genutzt werden, die Schwachen auszusieben. Vielmehr müsste es darum gehen, eine Arbeitswirklichkeit zu schaffen, in der alle Menschen wachsen und sich entwickeln könnten. Es ginge darum, die MitarbeiterInnen entsprechend ihrer Stärken, Arbeitsweisen und Arbeitsrhythmen optimal zu fördern und zu fordern, damit er den größtmöglichen Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten kann.
Die zentrale Frage ist nun, mit welcher Haltung die Betroffenen auf die Technologie blicken, welche Ziele sie den Führungskräften und dem gesamten Unternehmen unterstellen. Aktuell sind gläserne MitarbeiterInnen ja noch ein Horrorszenario. Aber muss das so bleiben? All das ist eine Frage der Unternehmenskultur und aktueller Management-Schwerpunkte.
Fazit:
Wenn es gelingt, einen Kulturwandel zu schaffen, der den Fokus auf eine optimale und nachhaltige Gestaltung der Arbeitswirklichkeit in Unternehmen legt, dann leistet technologischer Fortschritt einen Beitrag zum positiven Wachstum eines Unternehmens. Dann wird er auch bei den Menschen anschlussfähig, die sich vorher durch ihn bedroht fühlten. So werden durch die Digitalisierung ganz neue Entwicklungschancen geboten.
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